Eine Frage des Wertes. Der Buchreport wirft einen Blick auf die 20-Pence-Aktion von Sony

Zum Artikel:

Billig zu hohem Preis. 20-Pence-Aktion von Sony erschüttert britischen E-Book-Markt. // In: Buchreport online, 24.01.2013, Adresse: http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2013/01/24/billig-zu-hohem-preis.htm

 von Nancy Mickel

 Der Buchreport wagt eine Blick über den Tellerrand des deutschen E-Book-Marktes hinaus und befasst sich mit einem Artikel des britischen Bookseller-Blogs von Philip Jones, in dem es um die 20-Pence-Aktion des Elektronikherstellers Sony geht.

Ausgangspunkt der Debatte ist der von Sony eröffnete Reader Store über den Inhalte bzw. Content für die hauseigenen E-Reader zur Verfügung gestellt werden. An und für sich kein neues Modell, immerhin setzen die Konkurrenten Apple (iBookstore) und Amazon auf dieselbe Linie: Gerät und Content aus einer Hand sollen die Kunden an eine Firma binden. Um Aufmerksamkeit für diese neue Plattform zu bekommen, startete Sony eine 20-Pence-Aktion, d.h. E-Books (insbesondere digitale Bestseller) werden für umgerechnet ca. 24ct verkauft. Umsatzeinbußen haben dabei jedoch nicht die Verlage und Autoren:

„Auch amazon.co.uk hat die Preise nachgezogen: Dort sind die bei Sony für 20 Pence angebotenen E-Books für den gleichen Preis erhältlich. Die mit der Preissenkung verbundenen Verluste gehen allein auf das Konto von Amazon und Sony: Sie müssen den vollen Einkaufspreis an den Verlag zahlen.“

Von einer dauerhaften Senkung der Preise auf ein 20-Pence-Niveau von Seiten Sonys und Amazon ist demnach nicht auszugehen.

„Nach Schätzungen des „Bookseller“ wurde im vergangenen Jahr jedes zehnte E-Book für nur 20 Pence gekauft. Dies wirkt sich auf das Preisempfinden der Konsumenten aus: „Mich beunruhigt, dass der Preis von 20 Pence zum Präzedenzfall werden könnte. Die Öffentlichkeit gewöhnt sich daran, weniger zu bezahlen“, erklärte Thriller-Autor Peter James dem Guardian.“

Hinzu kommt, dass Amazon die Zahlen der E-Book-Downloads auf der Plattform durch das Anbieten von kosten- da in der Regel gemeinfreien Werken in die Höhe treibt. Entsteht also beim Leser das Gefühl alles wäre umsonst oder zumindest für 20 Pence erhältlich? Nur die Zeit wird zeigen können, wo auch Leser einen angemessenen Preis für ein E-Book sehen und irgendwo werden sich die Interessen einpendeln. Dass sie es bei 20 Pence tun, scheint unwahrscheinlich, denn die Verlage haben in puncto Preisgestaltung immer noch ein Wörtchen mitzureden.

Neben der Frage, was uns Buchinhalte eigentlich wert sind, ist der deutsche Blickwinkel des Artikels interessant, der im einleitenden Abschnitt deutlich hervor tritt. Immerhin gibt es einige Wertungen des Vorgehens von Sony. So wäre der britische E-Book-Markt durch die Aktion „erschüttert“ worden – ein schwerer Schicksalsschlag für die Verlage scheint die Aktion laut den von Jones zitierten Zahlen jedoch nicht gewesen zu sein. Ein Beispiel:

„Einer der Verlage, von denen besonders viele Titel für 20 Pence angeboten werden, ist Pan Macmillan. Der E-Book-Umsatz des Verlags stieg laut „Bookseller“ um mehr als 200% auf 4,5 Mio Pfund. Der digitale Marktanteil von Pan Macmillan ist dadurch fast als doppelt so hoch wie der Marktanteil für gedruckte Bücher (7% gegenüber 4%).“

Von „Preisschlacht“ und „verscherbeln“ ist zudem die Rede. Bei solch einer Behauptung sollte man jedoch bedenken, dass es sich um ein zeitlich befristetes Angebot – eine Aktion eben – handelt, deren Kosten Sony selbst trägt. Die Preisschlacht liefert sich Sony allenfalls mit Amazon, jedoch nicht mit den Verlagen.

Doch was heißt verscherbeln, also unter Wert verkaufen, wenn man noch keinen gesellschaftlichen akzeptierten Preis für E-Books gefunden zu haben scheint? Der deutsche Buchmarkt kann sich auf diesem Gebiet zurücklehnen und muss sich die Entscheidung, was Inhalte für Werte darstellen, nicht vom Leser aus der Hand nehmen lassen. „Dank der Buchpreisbindung“ entwickelt sich der deutsche E-Book-Markt auf einer „stabilen Basis“.

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