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Der Briefmarkenkatalog als Mietmodell, beim Schwaneberger Verlag

Das elektronische Publizieren dringt nun auch in ein Feld, das wie kaum ein zweites auf Papier basiert: die Philatelie. Während Briefmarken in elektronischer Form kaum als sammelwürdig denkbar sind, scheint es fast ein wenig merkwürdig, dass sich die dazugehörige Nachschlageliteratur bislang kaum in E-Book-Form findet, wobei sich gerade Briefmarkenkataloge (wichtig ist der Status Katalog) eher noch besser gleich als Datenbank ansetzen ließen. Nun gibt es CD-ROM-Beilagen bereits länger. Jetzt aber vollzieht der Platzhirsch Schwaneberger Verlag, Herausgeber der so renommierten wie dominierenden Reihe der Michel-Kataloge den Schritt Richtung E-Book, wie u.a. die Zeitschrift Briefmarkenspiegel in ihrer Januar-Ausgabe (S.12) meldet.

Neben den Datenbanken und den gedruckten Ausgaben wird derzeit der zweibändige Michel-Deutschland-Spezial-Katalog zum – na ja – „attraktiven Einführungspreis“ von einzeln 64 Euro und zusammen 98,90 Euro angeboten. Interessant daran ist nicht nur, dass man einerseits die auf den ersten Blick nicht unbedingt zwingende Zwischenform aus Datenbank und Printausgabe wählt, die obendrein nur online nutzbar bleibt und andererseits dabei auf eine Art Leih- bzw. Mietmodell setzt, die Nutzung also zeitlich einschränkt. Denn für die 64 Euro kauft man nicht etwa eine Datei sondern erwirbt einzig die Nutzungsrechte für die kommenden fünf Jahre. Das mag angesichts der Halbwertzeit von Katalogen dieser Art und auch angesichts der technologischen Entwicklung ein nachvollziehbares Szenario sein.

Ob jedoch die Zielgruppe trotz des recht hohen Einstiegspreises für dieses Produktmodell motivierbar ist, bleibt abzuwarten. Denn in der Regel haben Philatelisten eher noch keine Berührungsängste gegenüber Printmedien dafür aber eine lange Gewöhnung an bestehende Katalogstrukturen. Zudem erweisen sich Michel-Kataloge im Vergleich zu anderen Printpublikationen deutlich wertstabiler, wie der Blick in einschlägige Angebotslisten von Fachantiquariaten zeigt. Wer sich also die Druckausgabe des Deutschland-Spezial-Katalogs 2012 für 76 Euro kauft, kann dies auch mit dem Gedanken im Hinterkopf tun, dass er die Ausgabe bei pfleglicher Behandlung in fünf Jahren immer noch für den halben Preis losbekommt. (So lässt es jedenfalls auch ein Blick auf die aktuellen Amazon-Angebote zum ersten Band des Michel-Deutschland-Spezials aus dem Jahr 2004 vermuten.)

Beim Mietmodell der E-Book-Variante entfällt dieser Wiederverkaufsaspekt und zudem auch der der eigenen Nutzung des Produkts nach Ablauf der fünf Jahre. Daher stellt der herausgestrichene Preisunterschied von 12 Euro für viele vermutlich keine allzu sinnvolle und attraktive Ersparnis dar. Man wird wie immer abwarten müssen, ob sich angesichts dieser Einschränkungen in nennenswerter Zahl Kunden für die auf dem AdobeFlash-Standard aufsetzende E- und Online-Only-Mietoption finden. Von Außen betrachtet erscheint jedenfalls eine reine, privat lizenzierbare Datenbankvariante weitaus zweckmäßiger. Und der Preis dieser Michel-Katalog-E-Books deutlich zu hoch.

(bk, 21.01.2013)